Verstärkung im Pastoralteam

Beauftragung mit priesterlichen Diensten in unserer Pfarrei ab 1. Dezember

Bischof Heinrich Timmerevers hat mit Wirkung vom 1. Dezember 2024 Herrn Pfarrer André Lommatzsch mit priesterlichen Diensten in der Pfarrei „St. Elisabeth“ beauftragt. Als Dienstsitz wurde Johannstadt festgelegt. Aktuell wohnt er im St. Joseph-Stift, wird aber im ersten Quartal 2025 ins Pfarrhaus der Herz-Jesu-Gemeinde, Borsbergstr. 13 umziehen.

Pfarrer Lommatzsch ist 60 Jahre alt und wurde 1995 in Dresden zum Priester geweiht. Danach wurde er Kaplan in Zwickau "Heilige Familie", 1998 dann in Freiberg und 2003 in der Leipziger Propsteigemeinde. Seine erste Pfarrstelle war 2004 Adorf und 2009 wurde er Pfarrer von Markkleeberg. Ab 2015 war er in Dresden tätig in der VG und späteren Pfarrei "St. Martin" mit dem Schwerpunkt Weißer Hirsch und Pillnitz. Seit vielen Jahren ist er außerdem in der Gehörlosenseelsorge unseres Bistums tätig. Im Sommer 2023 wurde er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt. Nach einem längeren Genesungsprozess, währenddessen er in den letzten Monaten ja schon viele Gottesdienstvertretungen in unserer Pfarrei übernommen hatte, kann er nun wieder in den pastoralen Dienst zurückkehren. Er wird als Rekonvaleszent zunächst mit einem begrenzten Tätigkeitsumfang eingesetzt.

Seine offizielle Begrüßung in unserer Pfarrei erfolgt am Sonntag, 1. Dezember im 9.00-Uhr-Gottesdienst in der Pfarrkirche "Herz Jesu".

Zu seinem Aufgabenbereich werden auch weiterhin Dienste im Krankenhaus im St. Joseph-Stift und bei den Schwestern von der heiligen Elisabeth gehören. 

Mit dem Eintritt von Pfarrer Lommatzsch in das Pastoralteam unserer Pfarrei werden natürlich Veränderungen in den Aufgabenbereichen aller pastoral Tätigen unserer Pfarrei verbunden sein. Darüber wird zeitnah beraten. Aus dem Dienst- und Wohnsitz von Pfarrer Lommatzsch in Johannstadt ergibt sich, dass Pfarrer Gehrke weiterhin in Zschachwitz wohnen wird, unbeschadet seiner pfarreiweiten Dienste und seiner Leitungsverantwortung für die Pfarrei.

Die Kreuzikone in der „Heiligen Familie“ Dresden – Zschachwitz

Nach einem bedauerlichen Schaden wurde die Kreuzikone unserer Werktagskapelle aufwändig restauriert und kündet ab Ostern wieder von dem, was uns Christen zu Christen macht: Der Auferstehung von Jesus Christus.
Aber: War das tatsächlich notwendig? Hätte man es nicht einfach so lassen oder günstiger durch ein anderes Kreuz ersetzen können? 

Wie alles begann

Als Jugendliche waren wir begeistert von Taizé. Möglicherweise waren es die neuen und so ganz anderen Lieder wie „Ubi caritas“ oder „Laudate omnes gentes“, die wir aufgeschnappt hatten. Möglicherweise haben wir über den Kontakt zu verschiedenen anderen Jugendgruppen davon gehört. Möglicherweise wurde das Samenkorn im Mai 1980 gelegt und war bereits 1984 zur kleinen Pflanze herangewachsen, als Frère Roger beide Male Dresden besuchte. Möglicherweise spielte der Zauber des westlich - unerreichbaren, der uns aber als einen wesentlichen Teil einer weltumspannenden christlichen Gemeinschaft zeigte, hinein.    

Ein kleiner Exkurs: Die Gemeinschaft von Taizé
Eine Vision wächst

Im Jahr 1940 hat der Schweizer Calvinist Roger Schutz die Vision, einen Ort zu schaffen, an dem Versöhnung, Gebet und Solidarität gelebt werden können - mitten im Zweiten Weltkrieg im Angesicht von Krieg, Hass, Spaltung und Gewalt. Unweit der Grenze zu Frankreich aufgewachsen, findet er in dem kleinen Dorf Taizé ein altes und verlassenes Haus und beginnt, Flüchtlingen, besonders Juden, Schutz zu bieten. Auch im Ort und dessen Umgebung engagiert er sich sozial und unterstützt Arme, Kranke und Notleidende.
In den Wirren des Krieges schließen sich ihm einige Freunde an. Gemeinsam treten sie für Versöhnung ein, unterstützen Hilfsbedürftige und fühlen sich getragen von der benediktinischen Regel. Im Jahr 1949 ist ihre Gruppe auf sieben junge Männer angewachsen, die alle aus reformatorischen bzw. evangelischen Traditionen stammen. Zu Ostern, am 17.April, legen sie gemeinsam ihr Gelübde von Ehelosigkeit, Besitzlosigkeit und lebenslangem Engagement ab. Damit ist die Communauté de Taizé (Gemeinschaft von Taizé) geboren.

Sie führen ihr Engagement weiter und entwickeln die Grundlinien einer Theologie der Güte und des Vertrauens. Diese legt Wert auf ein einfaches Leben, auf das gemeinsame Gebet, auf Arbeit zur Selbstversorgung (z.B. Landwirtschaft und Keramik) und das Hören auf Gottes Wort in Stille. Bereits in den 1950ern kommen erste junge Menschen, um in das Gebet der Communauté einzutauchen. Einige beschließen, ihr Leben in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.

Schon Ende der 50er Jahre steigt die Zahl der Besuchenden so stark, dass die kleine Dorfkirche nicht mehr ausreicht und 1962 die „Kirche der Versöhnung“ als das neue Herzstück des Ortes eingeweiht wird. Durch den Anstieg des internationalen Besucherstroms wächst das Bedürfnis nach einfachen Gesängen, die alle christlichen Konfessionen in einer ihnen verständlichen Sprache mit einfachen Worten mitsingen können. In den 60er Jahren entstehen die ersten mehrsprachigen Gesänge wie „Jubilate deo“, „Ubi caritas“ „Adoramus Te Christe“ oder „Laudate omnes gentes“. Diese tragen die Gebete als Zeiten der Meditation. Dogmen gibt es keine. Wer ganz einfach sein Leben sucht, begegnet Gott.

Ende der 60er Jahre vereint die Gemeinschaft bereits etwa 70 Brüder unterschiedlichster christlicher Konfessionen. Dieser gehören nun auch katholische junge Menschen an, was die Communauté zu einer gelebten ökumenischen Gemeinschaft macht.

Das Zweite Vatikanische Konzil und das Konzil der Jugend

Als das Zweite Vatikanische Konzil die katholische Weltkirche richtungsweisend in die Moderne führt und diese sich stärker für die Ökumene öffnet, wird Taizé zu einem Ort, an dem Katholiken, Evangelische und Orthodoxe gemeinsam beten. Sie fragen vor allem nach den Gemeinsamkeiten und entdecken Unterschiede als Bereicherung: die Tiefe der katholischen Liturgie, die überragende Bedeutung des Wortes Gottes im Evangelischen und der tiefen orthodoxen Frömmigkeit und Verehrung des Heiligen.

Begeistert von diesem Konzil initiiert die Gemeinschaft Anfang der 70er Jahre eine Reihe von Treffen in Taizé unter dem Namen „Konzil der Jugend“, an denen -zigtausende Jugendliche aus aller Welt teilnehmen um gemeinsam zu beten, sich auszutauschen und zu fragen: „Wie können wir als junge Christen Hoffnungsträger in der Welt sein?“ Dazu gibt es kein Abschlussdokument, denn der Prozess selbst ist das Ziel und Zeichen eines breiten gemeinsamen Weges.

Der Ansturm von tausenden Jugendlichen übertrifft alle Erwartungen, so dass Ostern 1971 von der „Kirche der Versöhnung“ erstmals ein Teil der Fassade entfernt wird, um Baracken und später ein ausgedientes Zirkuszelt anzusetzen.    

Dieses Konzil der Jugend ist nie zeitlich begrenzt gedacht. Frère Roger spricht von einem weltweiten „Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde“, der daraus 1979 nahtlos entsteht. Auf diesem Weg geht bis in die Mitte der 80er Jahr als Zeichen der Verbindung eine Kreuzikone über die Nord- und eine weitere über die Südhalbkugel von Ort zu Ort und von Gemeinde zu Gemeinde.

Dresden als Station auf dem weltweiten Pilgerweg der Versöhnung

Am 9.Mai 1980 besuchte Frère Roger Dresden und setze einen ersten Samen der ökumenischen Gemeinschaft in unsere Diaspora und somit auch in unserer „Heiligen Familie“. Diese durchlief durch den gemeinsam von der gesamten Gemeinde getragenen Kirchneubau (Kirchweihe am 27.September 1981) in dieser Zeit ohnehin einen Prozess der Neuorientierung. Da es jedoch nicht möglich war, Taizé zu besuchen, gab es in der DDR eigene kleine Treffen, die als Freizeitwochenenden oder Bibelrüstzeiten getarnt waren. So erinnere ich mich an ein evangelisches Pfarrhaus in der Dübener Heide und an Treffen zum Jahreswechsel in der katholischen Gemeinde Leipzig-Reudnitz.

Die meditativen Lieder und Gebete, aber auch der Gedanke einer weltweiten Versöhnung unter den christlichen Konfessionen faszinierte uns. Und als Jugendliche waren wir nicht allein mit unserer Begeisterung. Unser Pfarrer Eberhard Grond reiste regelmäßig nach Taizé. Von ihm erhofften die DDR - Behörden, was sie von uns befürchteten: Dass er gleich drübenbliebe. Gott sei Dank vergeblich. Somit war jedoch unsere Gemeinde in Zschachwitz in Taizé kein unbekannter Ort. Und wir Jugendlichen trafen uns in unserer Begeisterung beseelt von den Treffen freitags in der damals neuen Kapelle zum Taizégebet. Regelmäßig waren einige Jugendliche von Pillnitz, dem Weißen Hirsch und von Stephanus dabei. Und in unserer Begeisterung begannen wir, ebenso ein republikweites, jedoch kleines Treffen in unserer Heiligen Familie zu organisieren. Mitten in unsere Vorbereitungen platzten zwei junge mit französischem Akzent sprechende Frauen wie der Heilige Geist in das Haus der zu Pfingsten versammelten Jünger. Sie hatten von unseren Vorbereitungen gehört und fragten, ob wir das dabei bereits Erreichte nicht in einen Besuch von Frère Roger in ein paar Monaten in Dresden einbringen wollen. Keine Frage: Natürlich wollten wir!

Ab sofort gab es regelmäßige Vorbereitungstreffen in der Kreuzkirche mit einer Gruppe von etwa 15 Jugendlichen unter Leitung von Frère Jaques. Den Rahmen für das Organisatorische gab stets ein Taizé-Gebet vor der kleinen Ikone, die Frère Roger der Stadt bei seinem ersten Besuch geschenkt hat.
Wie kann es gelingen, die Dresdner Gemeinden von dem Gedanken, der von Taizé ausgeht, zu begeistern? Wie können wir als Evangelische, als Katholiken und Orthodoxe eine gemeinsame große Liturgie feiern? Ist dies an einem Ort, an dem der Staat dem Christlichen argwöhnisch - ablehnend gegenübersteht, überhaupt möglich?

Als wesentlicher Meilenstein dieses Prozesses stand ein großer Gottesdienst in einer brechend übervollen Kreuzkirche, welchen neben Frère Roger auch die Bischöfe Johannes Hempel und Gerhard Schaffran sowie Erzpriester Georgi Dawidow mitfeierten. Am darauffolgenden Abend gab es abschließend ein Treffen der kleinen etwa 15köpfigen Vorbereitungsgruppe in der Wohnung des damaligen Stadtjugendpfarrers Peter Meis mit Frère Roger. Selten habe ich den Geist Gottes so nahe gespürt wie in diesem Moment.

Wie die Kreuzikone nach Zschachwitz kam

Während dieser Zeit war die Kreuzikone, die über die Nordhalbkugel von Ort zu Ort weitergegeben wurde, in Dresden. Sie war zerlegbar, um sie besser transportieren zu können. Allerdings haben wir dies, wenn sie nicht gerade im Auto transportiert wurde, meist vermieden und sie offen und möglichst gut sichtbar über die Straßen, so auch zwischen Hof- und Kreuzkirche, getragen. Den Gedanken, dass dies damals nicht ganz ungefährlich war, haben wir als Jugendliche einfach beiseitegeschoben. Und so kam die Idee, diese Ikone in den Mittelpunkt der damals noch sehr schlicht gestalteten Kapelle unserer Kirchgemeinde zu setzen.

Kaplan Christoph Köst hatte die Idee, einen befreundeten in Dresden lebenden Maler, den Künstler Lothar Janus anzufragen, der sich dazu schnell bereit zeigte. Pfarrer Grond war begeistert. Da die Kreuzikone ihren Weg über den Erdball fortsetzte, diente ein Bild als Vorlage für unsere Kreuzikone.

Was ist der Unterschied zwischen Ikone und Abbild? 

Jeder hat sicher schon einmal ein Bild selbst entworfen oder abgemalt. Auch eine Ikone kann abgemalt werden. Damit dieses Abbild zur Ikone wird, ist dieses Abmalen an einen bestimmten Rahmen gebunden. Eine Ikone darf nur von einer bestehenden Ikone kopiert werden. Werden also Fensterbilder, Poster oder Gemälde, seien sie noch so christlich geprägt, detailgetreu und im entsprechenden Ritus kopiert, sind sie Abbild, aber nicht Ikone.

Eine Ikone ist nicht nur Kunst, sondern ein heiliges Bild, welches ein Fenster zur himmlischen Realität öffnet. Sie ist Ausdruck göttlicher Inkarnation: Gott ist in Jesus dem Christus Mensch geworden und deshalb darf man ihn (und die Heiligen) sichtbar darstellen. Gott hat zu uns gesprochen. Ikonen sind mit Farben rituell geschriebenes Wort Gottes und zeigen daher immer Jesus den Christus, die Gottesmutter Maria, Heilige, Engel oder Szenen aus der Bibel, jedoch nie weltliche Themen. Eine Ikone wird nicht gemalt, sondern geschrieben! Diese Tätigkeit ist immer mit begleitendem Gebet in einer spirituellen Atmosphäre verbunden. Eine Ikone folgt in einfacher Zeichnung einer klaren Symbolsprache und bestimmter farblicher Regelung. So stehen Gold und Blau für das Göttliche, Rot für das Menschliche. Sie ist in ihrer ursprünglichen Form in einen bestimmten Raum symbiotisch hinein geschaffen; wir kennen dies u.a. vom Bau einer Orgel. Nach Fertigstellung wird sie geweiht und feierlich in das liturgische Leben eingebunden.

Dieses Ritual gilt für jedes Bild, das als Ikone bezeichnet werden darf. Abbilder von Ikonen, die entsprechend gemalt (ikonographisch: geschrieben) werden, gelten somit wieder selbst als Ikone. So auch die Kreuzikone von Taizé, die in der Werktagskapelle in unserer „Heiligen Familie“ Christus verkündet, denn der Künstler hat sie detailgetreu kopiert, wie er sie im Urbild erfahren hat. Der Abdruck einer Kerze am Fuß der Ikone ist erst später während des Gebrauches hinzugekommen und macht diese zu etwas Einmaligem. Das Kreuz ist begreifbar, anfassbar. Es erzählt vom Leben und unserem Weg mit dem gekreuzigten Auferstandenen und somit mit Gott.
Und genau das ist es, was unser Kreuz auch einmalig macht. Nach unserer umfassenden Recherche gibt es im gesamten deutschsprachigen Raum zwar viele Abbilder, meist auf Holz gezogene Poster, aber keine weitere derartige Kreuz-Ikone von Taizé.

Die Sprache der Kreuzikone  

Auf der Kreuzikone sind traditionell links und rechts neben Christus zwei Personen zu sehen: Links die Mutter Jesu, als Zeichen der Liebe und Treue. Sie steht hier in einer Haltung des Gebetes zwischen ihrer Trauer und der Hoffnung auf die Auferstehung. Rechts ist der Apostel Johannes zu sehen, der als „der Jünger, den Jesus liebte“ (Joh. 19,26) gilt. Er symbolisiert die Nähe zu Christus und die Gemeinschaft der Gläubigen. Beide blicken auf Jesus. Doch während ihn Maria mit der Hand berührt, hält Johannes seine Hand zurückgezogen. Maria verkörpert die sinnliche Wahrnehmung, das Fühlen des Herzens; Johannes wiederum steht für den Verstand, das Denken und die kritische Vernunft, symbolisiert durch das Buch in seiner Hand. So lassen sich beide als Symbolfiguren um das Ringen um Glauben und Zweifeln deuten. Beide haben gleichberechtigt ihren Platz unter dem Kreuz.
Maria ist in ein sehr dunkelblaues, fast schwarzes Gewand gehüllt. In der Ikonographie wird sie in der Farbkombination Rot und Blau dargestellt. Als Muttergottes ist ihr hier nicht sichtbares Untergewand rot, darüber trägt sie einen Mantel in Blau. Damit verbindet sie in der Sprache der Ikone Himmel und Erde, Irdisches und Göttliches.
Der Jünger Johannes trägt ein braunes Gewand. Jesus scheint fast mit dem rotbraunen Holz des Kreuzes zu verschmelzen. Braun als Farbe der Erde, des Bodens, aus dem alles Fruchtbare hervorgeht, aber auch der Vergänglichkeit, der Endlichkeit und des Todes.

Über Jesus Christus ist ein Engel dargestellt. Er verweist auf die himmlische Dimension des Geschehens und als Bote Gottes auf die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Möglicherweise erinnert er an die Engel, die bei der Auferstehung Jesu am Grab erschienen. Doch hat er etwas Besonderes, denn er hält einen Trinkbecher in der Hand als eine Anspielung auf die Leidensgeschichte Jesu bei Lukas: „Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und gab ihm neue Kraft.“ (Lk 22,43) Dieser kraftspendende Engel symbolisiert so die Gegenwart Gottes und seine Begleitung durch jedes Leid hindurch in die Auferstehung und neues Leben.
Im Kreuz dominiert die Farbe Rot als Sinnbild für das Blut und den Tod. Aber auch Farbe des Leidens, des Mitleidens und der Liebe. Das Rot umschließt das gesamte Kreuz: Wir können uns dem nicht entziehen, so wie es auch Jesus nicht konnte. Aus diesem bricht jedoch klar das Gold hervor, welches Christus in einen neuen, das Rote aufreißenden Rahmen zu setzen scheint: Hier ereignet sich das Göttliche, welches den Tod zu verdrängen beginnt. Ebenso widerspiegelt sich dieses um den Engel als Boten Gottes und die Heiligenscheine um Jesus, Maria und Johannes. Selbst die Wundmale Jesu sind golden, sie leuchten in der Umkehrung des Leidens in die Herrlichkeit des neuen Lebens hinein.

Das Kreuz hat eine für uns ungewöhnliche Form. Es ist jedoch eine typische Form der Kreuzesdarstellung in der Ostkirche, in der jede Person ihren klaren Platz hat und mit dem Geschehen am Kreuz verbunden ist. Die Spannweite des Querbalkens geht über die ausgestreckten Arme Jesu hinaus und scheint diese im Kreuz zu verlängern, als wollten sie die gesamte Welt umarmen. Diese Ikone betont somit nicht nur das Leiden Christi, sondern vor allem den Sieg über den Tod, die Gemeinschaft der Gläubigen und deren Hoffnung auf die Auferstehung.

Und heute?

Längst sind die Lieder in aller Munde und laden oft dann ein, wenn sich Christen unterschiedlicher Konfessionen begegnen oder Menschen vor Gott nach innerem Frieden suchen.

Jede Woche kommen tausende Jugendliche nach Taizé, um dort ganz authentisch, in sehr großer Einfachheit, ohne jeden Komfort, den Geist Gottes zu erfahren. Ohne Dogma, Action und große Worte. Jedoch in Begegnung, dem offenen Austausch und der Stille. Wenn wir über unser Leben sprechen, geht Gott mit. Alles Überflüssige lassen. Mal die Klappe halten und Gott zu Wort kommen lassen.

Die Gemeinschaft ist inzwischen auf etwa 100 Brüder angewachsen. Ein Teil lebt weltweit in kleinen Fraternitäten, um Notleidenden zu helfen. Und längst werden nicht alle aufgenommen, die innerhalb der Communauté leben möchten. Prior ist nach dem Katholiken Frère Alois, der auf den Calvinisten Frère Roger folgte, seit 2023 der Anglikaner Frère Matthew. Eine Gemeinschaft auf der Suche nach überkonfessioneller Verbundenheit, Ergänzung und Bereicherung im christlichen Glauben, Taizé als Zeichen der Ökumene. Oder, wie es Papst Johannes XXIII. ausdrückte: „Oh, Taizé, dieser kleine Frühling!“

Und wir als „Heilige Familie" unter den weit ausgestreckten Armen des gekreuzigten Auferstandenen sind Teil einer weltweiten heiligen Familie der Gläubigen: Einheit in Verschiedenheit.