Lobpreiset all zu dieser Zeit, wo Sonn und Jahr sich wendet,
die Sonne der Gerechtigkeit, die alle Not beendet.

Stellungnahme von Pfarrer Michael Gehrke

(für den Newsletter vom 16.3. des „Christlichen Schwul-LesBischen Stammtisches Dresden“, der seit Anfang dieses Jahres immer am zweiten Monatsmontag in der Herz-Jesu-Kirche einen ökumenischen Gottesdienst gestaltet):

Die römische Glaubenskongregation hat in einer Stellungnahme die aktuelle katholische Lehre bekräftigt, dass Segnungen homosexueller Paare in der katholischen Kirche nicht möglich sind (https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2021-03/glaubenskongregation-segnung-homosexueller-paare-nicht-moeglich.html ). Dass dies jetzt nochmal ausdrücklich unterstrichen wird, dürfte eine Reaktion auf die entsprechenden Diskussionen bei uns in Deutschland und in vielen anderen Ländern sein, in welchen genau das von vielen katholischen Christ*innen befürwortet und gefordert wird, inzwischen auch von einigen Bischöfen. Die traditionellen theologischen Begründungen für die Bewertung von Homosexualität als Sünde sind nach heutigem allgemeinen naturwissenschaftlichen und auch bibelwissenschaftlichen Erkenntnisstand ja mehr als fragwürdig. Daher sind hier Änderungen der bisherigen kirchlichen Lehre überfällig.

Deshalb gibt es in der katholischen Kirche also nach wie vor eine offene innerkirchliche Diskussion, die durch ein päpstliches Machtwort nicht beendet werden wird. Die Reaktionen auf das Wort aus Rom sind in der katholischen Kirche Deutschlands daher auch sehr unterschiedlich: Einige konservative Bischöfe, aber auch manche Gläubige begrüßten die römische Äußerung, aber die offizielle Reaktion der Deutschen Bischofskonferenz lautet - frei übersetzt: "Wir nehmen das zur Kenntnis und werden weiter darüber diskutieren." Und viele katholische Gläubige - das habe ich in Gesprächen seither immer wieder gehört - sind fassungslos und wütend über diese römischen Aussagen. Hier findet also ein Konflikt in der katholischen Kirche statt, von dem ich hoffe, dass er im Ergebnis zu Veränderungen der heutigen kirchlichen Position führen wird.

Ich bedauere sehr, dass durch diese römische Verlautbarung bei vielen Menschen neue Schmerzen verursacht und alte Wunden aufgerissen werden.

Dass die ökumenischen Queergottesdienste des Christlichen Schwul-LesBischen Stammtisches Dresden in der katholischen Herz-Jesu-Kirche stattfinden freut mich umso mehr, als es angesichts dieser Verletzungen nicht selbstverständlich ist, dass queere Menschen gern in einem katholischen Kirchenraum Gottesdienst feiern möchten. Seitens unserer Gemeinde sind Sie jedenfalls herzlich willkommen!

Dresden, 16.3.2021
Pfarrer Michael Gehrke

Lesen Sie hier das Statement unseres Bischofs zum selben Thema: https://www.bistum-dresden-meissen.de/aktuelles/statement