Die Fenster der Herz-Jesu-Kirche

Beim Luftangriff auf Dresden im Jahr 1945 wurden die Fenster der Herz-Jesu-Kirche zerstört, während das Kirchgebäude weitgehend erhalten blieb. Die Kirche war wie ein kostbarer Ring, der jedoch seinen Edelstein verloren hatte. Dank der künstlerischen Begabung und der guten Einfühlungsgabe des Dresdner Grafikers und Bildnismalers Professor Bruno Seener (1893-1952) erhielt die Kirche mit den neuen Fenstern ein einheitliches Gesicht. Nun kommt auch im Inneren zum Ausdruck, was der schöne Bau nach außen hin verspricht.

Altarraum

Betreten wir die Kirche, so steht im Altarraum gewaltig und majestätisch das Christusbild des Guten Hirten vor uns. Im rubinroten, mit seinem Blut getränkten Gewande steht der Herr da, den Stab in der Hand. Er kommt vom Kampf mit dem Wolf und seine Siegestrophäe ist das Lamm, das er auf den Schultern trägt und das ihn dankbar küsst. Er ist bereit, die anderen Schafe, die noch unter den Dornen und Trümmern ihres sündigen Menschseins liegen, ebenso auf seine Schultern zu nehmen und zum Vater zu bringen. Hoch über der Christusgestalt mit dem Strahlenkreis des Siegers ist der Heilige Geist in Gestalt einer Taube mit sieben Feuerflammen dargestellt.

Bei der Vierzahl der anderen Fenster im Altarraum lag es nahe, die vier Evangelisten  zu wählen. So stehen sie denn von links nach rechts mit ihren vom Heiligen Geist inspirierten Büchern da: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. In dem Dreipass hoch oben sind die Symbole der Evangelisten abgebildet: der Mensch, der Löwe, der Stier und der Adler. Zu Füßen der Christuskünder findet man wiederholt das Schafmotiv: sie führen durch ihre Botschaft die Schafe zu Christus. Gleichzeitig wird aber durch die zwei Schafe trennende Hürde das große Leid der Christenheit ehrlich dargestellt. Hoffnung gibt aber das Fenster ganz rechts, bei welchem das Gatter nicht mehr trennend vorhanden ist. (Ökumenische Vision deiner verbundenen Kirche? A.dR.)

In den Oberfenstern im Altarraum bilden je drei Gestalten eine Einheit. Rechts oben der Erzengel Michael mit der Waage. Links der Erzengel Raphael und der Erzengel Gabriel mit dem Heroldsstab.

Petrus und Paulus

Die vier großen Fenster in den beiden Enden des Querschiffs zeigen die Apostelfürsten Petrus und Paulus. Beide sind sündige, durch Christus begnadete und erlöste Menschen, der eine zum Hirten, der andere zum Völkerlehrer berufen. Links Petrus im Gefängnis, wie ihn der lichte Bote Gottes befreit, so dass die Ketten abfallen; darüber das Symbol der Binde- und Lösegewalt. Daneben die Begnadigung und Beauftragung durch Christus:"Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!" Darüber das Symbol der die Einheit der Kirche garantierenden Papstgewalt: die Papstkrone Tiara. Auf der rechten Seite die Bekehrung des Christenverfolgers Saulus mit dem Symbol des Schwertes. Daneben im glühenden Gewande, so dass die Seitenkapelle davon widerstrahlt: Paulus predigt in Athen auf dem Areopag vor dem Altar des unbekannten Gottes. Zu seinen Füßen sitzt der Areopagit Dionys; er breitet  seine Hände empfangsbereit für die Frohbotschaft aus. Neben ihm steht die schon gläubig gewordene Damaris, erkennbar am Rot der Gnadenliebe, die sie empfangen hat.

Szenen aus dem Marienleben

Im linken Seitenschiff beginnt ein Rundgang mit Bildern aus der Heiligen Schrift. Die heilige Siebenzahl ist ausgewählt und kündet uns von der innigen Verbindung des Gottmenschen mit seiner Mutter Maria. Das erste Bild enthält die Szene, wo der Erzengel Gabriel majestätisch und ehrfurchtsvoll der Jungfrau Maria die Frohbotschaft bringt: Mariä Verkündigung. Das zweite Bild zeigt die Begegnung Marias mit Elisabeth vor dem Haus des stummgewordenen Zacharias, Mariä Heimsuchung genannt. Das nächste ist das Weihnachtsfenster mit Christi Geburt. Die Mutter Gottes deutet auf seine ganze Menschlichkeit, indem sie ehrfürchtig uns die Windel entgegenhält. Aus der Spitze des Kleeblattfensters bricht der gewaltige Strahl des Sternes auf und kündet die Geburt des Gottessohnes. Hinter dem schmiedeeisernen Gitter befindet sich das Fenster mit der Darstellung Jesu im Tempel. Geschickt hat der Künstler durch ein Band, das sich um beide Fensterteile schlingt, diese zu einer Einheit verbunden, wobei die Mitte hier als Säule erscheint. Die drei Fenster im rechten Seitenschiff, in denen die Flucht nach Ãgypten, der zwölfjährige Jesus im Tempel und die Hochzeit zu Kana dargestellt sind, vervollständigen den Zyklus der Marienfenster.

Das Marienfenster

Die sieben Marienfenster nach der Heiligen Schrift  führen zum Marienalter, über dem ein Marienbild weithin in die Kirche leuchtet, das den Zusammenhang mit der Herz-Jesu-Verehrung deutet. Die Gottesmutter, mit einer gewaltigen Strahlenkrone umgeben, sitzt auf dem Thron und hält vor dem Jesusknaben sein Herz. Es ist, als sage sie: "Dein Herz ist mein Herz, mein Herz ist Dein Herz!"

Veronica-Fenster

Einige kleinere Fenster sind noch zu beachten: Auf der linken Seite am Sakramentsaltar das Veronica-Fenster. Veronika reichte nach der Legende dem Herrn auf seinem Kreuzweg das Schweißtuch, auf dem Jesus sein Antlitz zurückließ als Dank für die mutige Liebestat. Dieses Fenster wurde zu Ehren der großen Wohltäterin Frau Veronica Fischer eingesetzt, die 1905 zweihunderttausend Goldmark zum Bau der Kirche gab. Im Hintergrund des Fensters ist ein Baugerüst zu erkennen.

Fenster im Eingangsbereich

Über dem Eingang das Herz-Jesu-Fenster. Über dem kleinen Ausgangstor ein Fenster: Die zehn Gebote, und rechts und links vom großen Portal je ein Fenster mit einem Schlüssel. Sie deuten, dass Christus der Gesetzlehrer und Schlüsselgewaltige der Zeit ist.

Kapelle

In der Kapelle (früher Taufkapelle) sind die Zeichen der Osternachtsfeier in drei Fenstern dargestellt: Osterkerze, dreiarmiger Leuchter und Taufkleid. Fischlein als Symbol der aus dem Wasser und dem Heiligen Geist wiedergeborenen Christen umspielen die Zeichen. Im oberen Teil Symbole, Gott Vater, Gott Sohn und Heiligen Geist bezeichnend.
Über der Tür zur Straße ein Fenster mit dem Weltenrichter.

Fenster im Kirchenschiff

Vier kleine Fenster über der Kanzel, rechts und links, stellen je drei Engel als Beschützer der zwölf Stämme Israels dar. Sie tragen Wappen mit verschiedenen Kreuzesformen; auf dem Spruchband steht: 12000 aus Juda - Ruben - Gad - Aser - Nephthali - Manasse - Simeon - Levi - Issachar - Zabulon - Joseph - Benjamin. Diese Fenster künden die Verbindung mit dem Alten Testament.

Die übrigen sechs großen Fenster enthalten Darstellungen von Heiligengruppen verschiedenster Art. Sie stehen für alle Heiligen. Links oben die drei jugendlichen Martyrer: Stephanus mit den ihn umfliegenden Steinen; Laurentius mit dem Rost, auf dem er lebend verbrannt wurde, und Sebastian mit den ihn durchbohrenden Pfeilen.

Das nächste Fenster zeigt drei jugendliche Martyrinnen: die mit dem Schwert enthauptete Barbara, Patronin aller, die im Turm oder im Bergwerk arbeiten müssen; wir erkennen rechts oben einen Förderturm. Links von dieser Heiligen Agnes mit dem Lamm. Rechts: Maria Goretti, die jugendliche Martyrin unserer Tage aus Italien. Kniend ihr Mörder, der sich bekehrte und als Büßer lebte.

Das letzte linke Fenster, vor der Orgelempore, weist auf die bischöflichen Glaubensboten: Bonifatius, Apostel der Deutschen, Benno von Meißen und Norbert von Magdeburg. Auf der Orgelempore sodann die singende Cäcilia als Patronin des Kirchengesanges und der Kirchenmusik.

Die Fenster auf der rechten Seite beginnen hinter den kleinen Engeln. Die drei Frauen: Elisabeth von Thüringen, die Wohltäterin der Armen; Monika, die für ihren sündigen Sohn betende und büßende Mutter, und Hedwig mit der Madonna und dem Kloster Trebnitz.Das nächste Fenster zeigt drei Ordensgründer: Augustinus, vor ihm der Knabe, der das Meer in ein Becken schöpfen will. Augustinus erkannte an diesem Tun, dass es unmöglich sei, das Geheimnis des gewaltigen Gottes mit irdischem Verstand ermessen zu wollen. Der Mönchsvater Benedikt mit dem in speisenden Raben, und Franziskus mit den Tieren. Das letzte rechte Fenster: Theresia vom Kinde Jesu, die das Buch "Geschichte einer Seele" schrieb und versprach, vom Himmel Rosen regnen zu lassen (d.h. himmlische Wohltaten zu erflehen); Gertrud von Helfta, die das Buch "Von der göttlichen Liebe", und Hildegard von Bingen, die das Buch "Scivias Domini" (Wisse die Wege des Herrn) schrieb.

 Aus einem Manuskript von Pfarrer Johannes Derksen